Univ.-Prof. Dr. Andrea Gröppel-Klein ist seit dem 1. April 2006 Inhaberin des Lehrstuhls für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere Marketing und Direktorin des Instituts für Konsum- und Verhaltensforschung an der Universität des Saarlandes. Nach der mit dem OWL-Unternehmerpreis prämierten Dissertation und der mit dem „Büropa-Preis“ des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft ausgezeichneten Habilitation war sie von 1996 – 2006 Inhaberin des Lehrstuhls für Internationales Marketing, Konsum- und Handelsforschung an der Europa-Universität Viadrina, Frankfurt (Oder). 2001 erhielt sie einen Ruf auf die Stelle einer Universitätsprofessorin an die Universität Trier, den sie nicht annahm. Seit 1991 hat Frau Gröppel-Klein Gastprofessuren an den Universitäten Stockholm, Innsbruck, Wien, Basel und Valencia inne. Von 1997 – 2014 war sie Faculty Mitglied beim EDEN-Promovierendenseminar für Konsumentenverhalten des European Institute for Advanced Studies in Management (EIASM) in Brüssel bzw. des Doctoral Colloquium der European Marketing Conference. 2005 – 2006 Mitglied im Beirat für Wissens- und Technologietransfer des Landes Brandenburg.
Von Juli 2006 – Juli 2007 hatte sie den Vorsitz der Wissenschaftlichen Kommission Marketing im Verband der Hochschullehrer für Betriebswirtschaft e.V. 2007 erfolgte die Berufung von der Bundesministerin für Familie, Senioren, Frauen und Jugend, Frau Dr. von der Leyen, in den Sachverständigenrat zur Erstellung des Sechsten Altenberichts der Bundesregierung zum Thema „Altersbilder in der Gesellschaft“ (2007 – 2010). Prof. Gröppel-Klein ist Mitglied in diversen Editorial Boards und Herausgeberin der Zeitschrift Marketing ZFP. Von 2008 – 2016 erfolgte die Mitwirkung an zwei EU-Forschungsprojekten zum Thema „Gesundheit und Lebensmittel“. Seit 2015 ist sie Jurymitglied, seit 2018 Vorsitzende der Jury des Innovationspreises des BVM. Frau Prof. Gröppel-Klein hat mehr als 200 Beiträge in renommierten wissenschaftlichen internationalen und nationalen Zeitschriften veröffentlicht und führt seit 2009 das von Kroeber-Riel (verstorben 1995) begründete Standardwerk zur Konsumentenverhaltens-forschung weiter (Kroeber-Riel, W. und Gröppel-Klein, A.: Konsumentenverhalten, 11. Auflage, 2019). Ihre Forschung wurde durch das Lise-Meitner Stipendium des Landes Nordrhein-Westfalen (Habilitation), das BMBF und die EU gefördert.
Forschungsschwerpunkte am Institut für Konsum- und Verhaltensforschung:
Werteorientierung der Konsumenten, Konsumentenverhalten am PoS, Kritische Lebensereignisse, Werbewirkungsforschung, Gesundheit und Konsumentenverhalten, Sportmarketing, Demographischer Wandel, Wirkung von Humor in der persönlichen Kommunikation, Unternehmensfusionen und -übernahmen, Pay What You Want
Die Wahrnehmungsforschung und ihre Bedeutung für Handelsmarketing und Shopper-Research
ZUSAMMENFASSUNG DES ARTIKELS
Jeder Mensch lebt in seiner eigenen Wahrnehmungswelt. Normalerweise nimmt ein Konsument bei seinem Einkaufsbummel in einem Warenhaus nicht alle dort verfügbaren 100.000 Artikel bewusst wahr, sondern konzentriert sich auf eine Auswahl und stellt seinen eigenen Warenkorb ganz individuell zusammen, der sich von denen anderer Kunden unterscheidet. Dies ist eine Folge seiner Wahrnehmung. Wahrnehmung ist ein subjektiver, selektiver und konstruktiver Vorgang. Im Rahmen dieses Beitrags wird zunächst der Wahrnehmungsbegriff erläutert und darauf hingewiesen, dass es sich bei der Wahrnehmung in der Regel um ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Sinnesorgane handelt, wodurch das Individuum letztlich versucht, eine kognitive Repräsentation der Umwelt (z.B. einer Einkaufsstätte) zu bilden. Besonders relevant ist hier die visuelle Wahrnehmung. Neben der bewussten, spielt auch die unbewusste Wahrnehmung am Point-of-Sale (POS) eine entscheidende Rolle. So wird die Hintergrundmusik am POS oftmals nur unbewusst erlebt, sie kann aber unser Verhalten beeinflussen. Wahrnehmung ist stets kontextabhängig, der Kontext kann beeinflussen, wie wir die Umwelt wahrnehmen. So werden vermutlich viele Konsumenten frisch gebackenes Brot wahrnehmen und in der Folge auch kaufen, wenn ein entsprechender Duft am POS zu riechen ist. Der Kontext kann wiederum entsprechend gestaltet werden. In diesem Artikel werden die Relevanz der Wahrnehmungsforschung für die Erklärung des Konsumentenverhaltens sowie praktische Schlussfolgerungen für das (Handels-)Marketing erörtert.